
Hatha-Yoga in unserer Interpretation ist das Bestreben Körperhaltung (und für Fortgeschrittenere auch -Bewegung) anatomisch möglichst fundiert,
präzise, logisch und klar zu unterrichten, um den Übenden auf physiologische Weise an seine Grenzen zu führen und ihn dort arbeiten zu lassen,
damit er sie ausweiten kann. Das gilt sowohl für Beweglichkeit, Kraft und Kraftausdauer, Koordination, Balancesinn und Körperbewußtsein
als auch die dabei an den Tag gelegte innere Haltung.
Dem Sportler mag auffallen, daß hier alle Kriterien der Definition von "Fitness" enthalten sind.
Jeder erhält die Möglichkeit, sich nach seinem eigenen Maß anzustrengen und nach Verbesserung zu streben,
egal mit welcher körperlichen oder mentalen Konstitution er kommt, welche Einschränkungen ihn derzeit behindern
(natürlich ist je nach Schwere des Störungsbildes ein Schüler möglicherweise in einer einer öffentlichen Klasse weniger gut aufgehoben als im Einzelunterricht).
Mit auf ihn zugeschnittenen Hilfsmitteln und Vorübungen wird er einen individuellen Weg zu den Haltungen und
ihren Benefits finden und am Ende einer Yogaklasse nicht nur mit einem körperlich sondern auch innerlich guten Gefühl nach Hause gehen.
Dazu setzen wir, wo es uns geraten erscheint, auch funktionale Übungen ein, die nicht originär dem Yoga entstammen.
Unter allen heutigen Yoga-Stilen ist sicherlich Iyengar-Yoga derjenige, der definite yoga am nächsten kommt und wir sind dankbar, auf seiner Tradition aufbauen zu können.
B.K.S Iyengar's Lebenswerk kann für den Hatha-Yoga und dessen Verbreitung in der Welt kaum überschätzt werden.
Jahrzehnte intensiven Selbststudiums, disziplinierter regelmäßiger Praxis, ein Dreivierteljahrhundert Beschäftigung
mit Yoga und Lehrtätigkeit sowie umfangreichstes Wissen und Erfahrung zeichnen ihn aus und
machen ihn zu dem großen Lehrer, der maßgeblich an der Verbreitung des modernen Yoga in der Welt beteiligt war. Er fand heraus, wie Einschränkungen in Bewegung und Beweglichkeit teils mit Hilfe von, mnanchmal unorthodoxen, Hilfsmitteln
überwunden werden können und galt vielen Menschen weltweit, auch etlichen Medizinern, als eine herausragende Adresse
für anderweitig bereits aufgegebene Fälle.
Unsere Arbeit drückt unsere Wertschätzung für seine Arbeit aus.
Wir gehen hier und dort einen Schritt weiter und fordern beispielsweise,
daß für jedes Gelenk
a) die einzunehmende Stellung,
b) die aus dieser Stellung heraus auszuführende Bewegung und
c) eine mögliche Grenze der Ausführung der Bewegung
1. klar und lückenlos definiert sein muß und
2. in unbedingter Übereinstimmung mit der menschlichen Bewegungsphysiologie und damit idealerweise,
was insbesondere den passiven Bewegungsapparat (Knochen, Gelenke, Bänder..)
betrifft, völlig nebenwirkungsfrei sein muß.
Die Haltungen gehen oft bis an die Grenze des Bewegungsbereichs. Da die meisten Muskeln unseres Bewegungsapparates nicht eine isolierte Bewegung
sondern meistens Kombinationsbewegungen verursachen und damit ggf. andere Gelenke und Bewegungen beeinflussen, entstehen Interdependenzen.
Technisch gesprochen muss es also für jedes relevante Gelenk des Bewegungsapparates einen Vektor aus Funktionen geben,
die diese drei Items a), b), c) inklusive aller auftretenden Interdependenzen beschreiben !
Dabei werden die hauptsächlich von der autochthonen Rückenmuskulatur ("Rückenstrecker") innervierten Bereiche HWS, BWS und LWS
in der Regel als eine funktionale Einheit betrachtet.
Die unter c) angesprochenen Grenzen der Bewegungen sind dabei vielfältiger Art:
1. die individuell unterschiedlich empfundene und bei jedem Menschen auch innerhalb des Bewegungsapparates uneinheitlich verteilte Dehnungsschmerzhaftigkeit und Dehnugsschmerz-Toleranz
2. nicht-muskuläre Beweglichkeitseinschränkungen (Bänder, Gelenkstruktur), die wir unbedingt unangetastet lassen wollen und für die wir Haltungen so konstruieren und ausführen, daß nichtmuskuläre Bewegungsgrenzen möglichst erst gar nicht erreicht werden können
3. durch Interdependenz definierte Grenzen in dem Sinne, daß eine weiter ausgeführte Bewegung eine andere, wichtigere nachteilig beeinflussen würde
4. durch Logik der Haltung, Geometrie und Physik gegebene Optima in dem Sinne, daß Bewegungen nicht bis an die Grenze des Bewegungsspielraums in einem Gelenk ausgeführt werden, weil die optimale Wirkung in einem bestimmten Winkel irgendwo zwischen den Extremen auftritt
5. individuelle dispositionelle oder pathologische Faktoren
Wo heute in manchen Schulen oft Ratlosigkeit angesichts verschiedener Probleme des Bewegungsapparates herrscht,
die die Schüler sich bereits vor dem ersten Kontakt mit yoga zugezogen haben und die Empfehlung der Unterrichtenden lautet,
die Übung auszulassen oder schlicht "nicht so intensiv" auszuführen, versuchen wir soweit das in unseren Grenzen möglich ist,
das problematische Geschehen und das sich durch Variation der Haltung veränderende Verhalten
zu verstehen, um dem Schüler trotzdem eine nutzbringende und schadlose Ausführung der Haltung zu ermöglichen.
Wenn das nicht möglich ist, bieten wir eine andere, synergistische Haltung an.
Wenn eine Beweglichkeit bereits so weitgehend erworben wurde, daß in einer Haltung keine Dehnung der Muskulatur mehr möglich ist sondern
nichtmuskuläre Strukturen grenzsetzend wären und die Gefahr bestünde, diese zu belasten, bieten wir eine
Haltung an, die die nicht mehr dehnbare und nicht mehr grenzsetzende Muskulatur kräftigt und ihren Tonus erhöht.
In manchen Fällen setzen wir zu definierten Zwecken wie diesem
oder aus therapeutischen Gründen auch effiziente und effektive Übungen ein, die keinen Bezug zum Yoga haben.
Dynamisches Üben
Dynamisches Üben ist grundsätzlich nichts für Anfänger. Nicht selten kommen Menschen zu uns, die längere Zeit
dynamische Stile wie "vinyasa" oder "flow" praktiziert und sich
1. Schäden am Bewegungsapparat zugezogen haben oder
2. unzureichende kardiopulmonale Fitness aufweisen oder
3. fundamentale Ressourcen wie Beweglichkeit oder Kraft oder
4. das Körperbewußtsein und die Kontrolle nicht erworben haben,
die zu schadlosen und nutzbringenden Ausführung notwendig gewesen wären.
Wir sind heute der Auffassung, daß entsprechend dem Motto "das mächtigere Mittel hat auch die größere potentielle Schadwirkung"
dynamisches Üben die ungleich höhere und höhere Anforderungen stellende Kunst ist
als die statischen asanas und erst dann geübt werden sollte, wenn die Voraussetzungen in hinreichendem Maß erworben wurden.
Wenn der Teilnehmer dafür bereit ist, darf es auch gerne richtig anstrengend und schweißtreibend werden !
Dafür haben wir derzeit unsere spätere Freitagabend-Klasse um 19.30 :)
wie ist die wirkung?
Umfassend! Durchaus anstrengend in der Praxis, wohltuend in der Wirkung nach dem Üben. Die meisten Teilnehmer verlassen die
Klasse mit einem besseren Gefühl als die gekommen sind, was sowohl gelöste Verspannungen oder reduzierte Muskeltoni betrifft
als auch das Wohlbefinden, welches sich einstellt, wenn man den einen oder anderen trübenden Gedanken mal für eine Zeit
lang nicht mehr verfolgt oder dessen zugrundeliegende Bewertung ein wenig relativiert hat. Da wir davon ausgehen, dass es
nichts am Menschen gibt, das nicht in einer Senkrechtreihe stünde - also seine Entsprechungen in den verschiedenen
Wesensschichten des Menschen hat - können wir annehmen und beobachten es auch ständig, dass die Haltungen des Yoga auch auf anderen Ebenen als der körperlichen wirken.
Andererseits können Störungen anderer als der körperlichen Ebene sich in den Haltungen offenbaren, was es ermöglichen kann,
bislang unbekannte - aber durchaus nachteilige Wirkungen zeigende - Störfaktoren zu entdecken um sie einem therapeutischen Prozess zuzuführen
oder einfach längerfristig mit Asanas auf das Störgefüge positiv einzuwirken.
Ordnungstherapie
Yoga ist aus ganzheitlich-medizinischer Sicht Ordnungstherapie: eine Maßnahme, die die Ordnung im Gesamtsystem Mensch stärken
und in Unordnung geratene Faktoren vermindern kann.
Es erfüllt uns mit Freude, dass die moderne Medizin beginnt, den Wert des Yoga zu erkennen und dessen Wirkungen zu erforschen.
Gesundheit, innere Stabilität, innere Ordnung und inneres Gleichgewicht dürfen kein Privileg derer sein, die scheinbar zufällig damit
begünstigt oder finanziell stark genug es zu erwerben sind,
sondern soll möglichst allen Menschen zu eigen sein, im Zweifelsfall, in dem sie selbst etwas dafür tun.
Gerade im Falle chronischer Leiden, welcher Ebene des Menschen auch immer, reicht die konventionelle,
von der Medizin und Psychotherapie gebotene Versorgung häufig nicht aus und es bedarf weiterer,
z.B. ordnungstherapeutischer Einflüsse wie z.B. des Yoga.
Darüber hinaus leistet Yoga viele wertvolle Dienste im Bereich des menschlichen Bewegungsapparates.
Yogatherapie
Auch wenn wir den Begriff Yogatherapie in unserem Tun bewußt vermeiden - im Gegensatz zu manch anderen Anbieter,
der vielleicht weder Approbation noch Heilerlaubnis besitzt, um diese auch durchführen zu dürfen - ist Yoga in der Lage, sowohl diagnostisch als auch therapeutisch
gerade im Bereich des Bewegungsapparates viel zu leisten, aber nicht nur dort !
Yoga und Sport
Yoga ist kein Sport ! Was und wie wir üben, steht auf dem Boden einer Philosophie, wie sie bereits vor unserer Zeitrechnung etwa von Patanjali umrissen worden ist.
Die klassischen Motivationen, Sport zu betreiben umfassen etwa Aspekte wie Spaß, Geselligkeit oder Wettbewerb. Dies Kriterien kennt der Yoga im eigentlichen Sinne nicht.
Hier geht es ganzheitliche um Förderung des Menschen auf allen Ebenen, physisch, emotional und mental bzw spirituell.
Dennoch betreiben sehr viele unserer Schüler und alle Unterrichtenden die eine oder andere Sportart und empfinden es nicht als Widerspruch sondern vielmehr
als große Bereicherung, Sport UND Yoga zu betreiben.
Unserer Erfahrung nach ist aber gerade wettbewerbsmäßig ausgeübter Mannschaftssport nicht immer reinweg gesundheitsförderlich. Dies liegt zum einen an den spezischen,
nicht immer physiologischen Bewegungen, zum anderen an den Trainingsmethoden und Trainern, die das durch unsere menschliche Bewegungsphysiologie Gebotene nicht immer
berücksichtigen oder möglicherweise auch nicht hinreichend darüber in Kenntnis sind,
zu guter Letzt ist es dann aber auch oft schlicht das traumatische Geschehen,
das die Gesundheit insbesondere des Bewegungsapparates beeinträchtigt, sei es der Sturz beim Klettern, die direkte Einwirkung des Gegners auf den eigenen Körper
oder die durch die Einwirkung des Gegners bewirkte eigene unphysiologische Bewegung.
Wir versuchen den Sportlern, die mit ihren erworbenen Beweglichkeitseinschränkungen, ihrem Hypertonus,
ihren passageren oder permanenten Blessuren oder Gelenkschäden zu uns kommen, so gut wir können zu einer Verbeserung der Situation zu verhelfen und
ihnen, soweit uns möglich, die Kausalitäten, Tendenzen, Gefahren und Möglichkeiten aufzuzeigen.
Für diese Sportler gilt umso mehr:
wir geben keine Hausaufgaben, aber wir machen sie erkennbar, indem wir die Sachverhalte hinreichend deutlich aufklären ;-)
Yoga und CrossFit
eine der sicherlich interessantesten Sportarten ist das sich in den letzten Jahren langsam auch in Deutschland verbreitende CrossFit.
Wenngleich der Spirit auch hier deutlich von typisch sportlichen Items gekennzeichnet ist wie
sportlichem Ehrgeiz, Vergleich und Wettbewerb, Leistungssteigerung und natürlich Spaß am Tun und an der eigenen Leistung,
zeigt CrossFit doch an anderen Stelle eine Nähe zum Yoga,
in dem es eine möglichst universelle, breite Fitness fordert und zu fördern beabsichtigt. Die regelmäßigen stark anfordernden Workouts,
welche Kraft und Ausdauer auf breite Weise zu fördern geeignet sind, aber natürlich die Athleten und Athletinnen
ebenso gut muskulär zu verkürzen geeignet sind, finden eine perfekte Ergänzung im Yoga, zumal nicht nur die verloren gehende Beweglichkeit wiederhergestellt werden
und das Körperbewtußssein auf ein neues Level gehoben werden kann, sondern
sich in den asanas des Yoga und ihren Übergängen zahlreiche
interessante Möglichkeiten für sportlich motivierte, bewegungsphysiologisch korrekte und unbedenktliche Challanges im Sinne einer möglichst universellen Fitness
bieten angefangen bei
- einfachen Dingen wie caturanga dandasana *auf Zeit* oder *pro Zeit* über
- jumpings zwischen z.B. tadasana und caturkonasana oder Übergänge zwischen parsvakonasana und Krieger II bis hin zu
- komplexeren Folgen wie dem Sonnengruß auf Zeit.
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